Gitarrenhals: Besser dick oder flach?

Gitarrenhälse gibt es in vielen Ausführungen. Bei meiner Epiphone Les Paul hatte der Hals ein eher flaches, aber dafür breites D-Profil. Bei meiner Squier Affinity-Strat ist der Hals schmäler, dafür aber dicker, nahezu rund, wie ein durchgeschnittenes Abwasserrohr. Meine Höfner Shorty hat schließlich einen flachen und noch dazu sehr schmalen Hals, andere Gitarren bieten einen fast dreieckigen Halsquerschnitt.

Die Unterschiede im Hals wirken sich auch auf den Klang aus: Dickere Hälse übertragen die Schwingungen besser auf den Korpus und bringen mehr Sustain mit. Es ist einfach mehr Material vorhanden, was die Schwingungen übertragen kann. Flache Halsprofile lassen sich dafür oft wesentlich leichter spielen.

Was ist für einen Anfänger oder Wiedereinsteiger am besten geeignet?

Eins vorweg: Abschließend beantworten kann ich die Frage nicht. Dafür hängt die perfekte Halsform zu viel vom Können und den Gewohnheiten des Gitarrenspielers ab. Es gibt aber ein paar Hinweise:

  1. Auf flachen Halsprofilen ist es wesentlich einfacher ein Barré über alle Saiten zu spielen. Der flache Hals erlaubt es den Daumen sehr effektiv einzusetzen, saubere Barré-Griffe fallen einfacher. Ich habe meine Barre-Technik erst auf dem flachen Halsprofil meiner Les Paul gelernt.

  2. Breite Halsprofile bringen dem Anfänger mehr Platz für die Finger. Gerade am Anfang fallen Griffe mit nebeneinander gesetzten Fingern, wie z.B. A-Dur oder Barré-Griffe in A-Form deutlich leichter.

  3. Auf dem höheren Profil der Squier Affinity Stratocaster fällt es mit leichter Akkorde über mehr als 3 Bünde hinweg zu greifen. Ich brauche die Hand nicht so weit dehnen.

  4. Das Bending fällt mir auf höheren Halsprofilen leichter. Ich setze den Daumen seitlich am Hals an und greife nicht mehr mit dem Daumen über das Griffbrett. Auf diese Weise bin ich schneller wieder mit dem Daumen mittig auf dem Halsrücken.

  5. Ist der Hals sehr schmal und trotzdem flach, wie bei meiner Höfner Shorty, habe ich nur wenig Platz für die Finger. Es wird eng. Das eignet sich sehr gut um die nicht benötigten Saiten eines Akkordgriffs mit den Fingerkuppen zu dämpfen.


Wer die Möglichkeiten hat, sollte vielleicht über eine günstige zweite E-Gitarre nachdenken: Ein Exemplar mit flachem Halsprofil und eine weitere E-Gitarre mit höherem Halsprofil. Auf diese Weise kann man Techniken auf der jeweils geeigneten Gitarre einfacher und schneller lernen und legt sich durch den Wechsel zwischen den beiden Gitarren nicht zu sehr auf einen Gitarrentyp fest. Achtet darauf, daß die Halsform eurer Gitarren nicht zu extrem ausgelegt ist, dann ist das lernen neuer Techniken deutlich einfacher.